Zukunft Offen - Kirche im Wandel

Regionalbischof Kopp hat noch weitere Fragen beantwortet:

Regionalbischof Christian Kopp
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Wenn Sie zum Landesbischof gewählt werden würden, was wäre ihre erste Maßnahme im Amt?

Vermutlich wäre eine Predigt zur Amtseinführung das Erste, was ich vorbereiten müsste. Und dann würden Gespräche über Gespräche folgen, um mich Menschen vorzustellen und deren Anliegen kennenzulernen.

Wie würden Sie die Bedeutung und die zentralen Aufgaben des Landesbischofsamtes beschreiben?

In der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern sorgt eine Bischöfin/ein Bischof nach unserer Verfassung dafür, dass es mit der Ausrichtung der Kirche, ihrer Lehre gut und ordentlich zugeht. Er/sie spricht mit den Mitgliedern und Mitarbeitenden, berät und tröstet. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört es für mich, die Gemeinden und die ganze Kirche möglichst zusammen zu halten. Eine Bischöfin/ein Bischof ist das Gesicht der Kirche in der Öffentlichkeit. Sie/Er leitet den Landeskirchenrat und hält engen Kontakt zu allen kirchenleitenden Personen und Gremien.

Wie würden Sie den Stellenwert der ELKB heute beschreiben?

Wir sind eine sehr lebendige, kreative und aufmerksame Kirche, die an vielen Orten unendlich viele wichtige Impulse der Spiritualität und der ganz praktischen Unterstützung setzt. Viele Politikerinnen und Politiker sehen sehr genau, was ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitende der Kirche für die Menschen und die Gesellschaft leisten. Manchmal wünsche ich mir, dass wir in der Kirche das auch so wertschätzen wie andere.

Viele prophezeien, dass die Kirchen zunehmend an Bedeutung verlieren werden. Wie gehen Sie damit um?

Ich halte es da mit Karl Valentin: Die Zukunft war früher auch besser. Weil niemand weiß, was die Zukunft bringt, müssen wir in der Kirche darum im Moment viel ausprobieren und neue Wege ermöglichen. Vielleicht zeigt sich so, was von unserer kirchlichen Arbeit auch in Zukunft wichtig bleibt und wo wir die Arbeit verändern müssen. Mich schreckt das nicht. Kirche und Gemeinde haben sich immer an die Gegebenheiten der Zeit angepasst. Religion hilft zur Beruhigung und als Trost gerade in unsicheren Zeiten.

 

Ergänzungen zum Artikel: Wandlung im Spiel

Spielfiguren um Kreuz
Bildrechte pixabay

Der Artikel basiert nahezu ausschließlich auf dem Buch “Wahrheit und Methode” des Philosophen Hans-Georg Gadamer. In einem längeren Abschnitt stellt er die Bedeutung des Spiels in vielfacher Form dar. Eine Aussage von ihm ist die in diesem Artikel aufgenommene These, dass es über den Spielbegriff möglich ist, in einer eher vertiefenden, eher hintergründigen Art einen Zugang zum religiösen Kult zu gelangen. Dies ist allerdings nur am Rande die Intension des Philosophen.
Um dies etwas zurechtzurücken, hier nun ein Versuch eines kursorischen Überblicks:
Die Problemlage für Gadamer ist, wie für viele andere Philosophen in der Zeit nach der Veröffentlichung von Immanuel Kants “Kritik der reinen Vernunft”, dass ein evidenter Zugang zu den Dingen (philosophisch: dem Sein), nicht mehr möglich ist. Der Mensch kann die Dinge nur erkennen gemäß seinem eingeschränkten (menschlichen) Erkenntnisvermögens. Die erkannten Dinge sind also nur Vorstellungen des Menschen. Ein direkter Zugang zum Sein ist also verstellt. Die Erscheinungen bilden nicht die “Wahrheit” ab.
Wie andere Philosophen möchte auch Gadamer hinter die Erscheinungen direkt auf die Dinge selbst blicken. Hier kommt nochmal das Spiel ins Spiel. Gadamer stellt fest, dass es das Spiel auch ohne die Anwesenheit des Menschen gibt. Es gibt z.B. das Spiel der Mücken und das Spiel des Schattens usw. Das Spiel existiert unabhängig vom Erkennen des Menschen. Für ihn ist dies eine Annäherung zu einem Sein, zu einer Wahrheit der Dinge.
Hauptanliegen seines Buchs “Wahrheit und Methode” ist aber, dass man der Wahrheit nur mittels der hermeneutischen Methode nahekommt, bei der die Dinge zum Menschen und der Mensch zu den Dingen in einem fortwährenden Prozess gegenseitig in Beziehung treten.

Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode, Grundzüge einer Philosophischen Hermeneutik, 4. Auflage, Tübingen 1975