Alles hat seine Zeit

Ergänzungen zum Artikel „Tod und Lebensglück – alles hat seine Zeit. Die Lehren des Predigers Salomo“

Aus Vielseitig 02/2022, S. 16

Über den Verfasser des Buches ist wenig bekannt. Man kann nur indirekt aus dem Inhalt auf den Autor schließen. Da dies nur wenige Schlüsse zulässt, ist das Wissen über ihn mit Unsicherheit behaftet. Einig ist man sich allerdings darin, dass die Angabe „König über Israel zu Jerusalem“ zu sein, vorgetäuscht ist. Auch gab es umgekehrt nie einen König Kohelet in Israel.

Da im Qumran Fragmente eines Kohelet Textes gefunden wurden, die in der Mitte des 2. Jh v.Chr. zu datieren sind, wird im Allgemeinen angenommen, dass das Buch im 2. oder 3. Jh v.Chr. entstand. Bei der Mehrheit der Exegeten wird angenommen, dass nur Koh 1,2-12,8 von Kohelet selbst stammt.

Eines der Exegese-Probleme ist die Übersetzung des hebräischen Wortes haebael (hbl mit einem weich gesprochenen B), das in dem hier vorliegenden Text mit „Windhauch“ übernommen wurde. Kohelet benutzt es 37mal. Unter den Interpreten gibt es keine Einigkeit. Sowohl die englische als auch die deutsche Sprache hat hierfür kein synonymes Wort. Mit diesem Begriff ist sicher nicht das meteorologische Phänomen Wind gemeint. Dies Wort wird eher im Sinnzusammenhang Vergänglichkeit, Unbeständigkeit oder Vergeblichkeit verwendet. Die Nuancen sind dabei vielfältig. Übersetzt wurde es von A. Camus im Französischen mit „absurd“, von Buber/Rosenzweig mit „Dunst“. Luther versucht dem Sinn des Wortes mit „eitel“ zu erfassen. Die beste Übersetzung ist nach Zimmer „Windhauch“, also die Verwendung eines Bildes. Dadurch bleibt nach seiner Meinung die Offenheit des ursprünglichen Textes erhalten. Der Lesende kann immer wieder neu bedenken, was Kohelet in dem jeweiligen Zusammenhang zum Ausdruck bringen will. (s. u. Zimmer S. 26ff)


 
Literatur:

Annette Schellenberg, Erkenntnis als Problem, Qohelet und die alttestamentliche Diskussion um das menschliche Erkennen, Freiburg 2002,

Tilmann Zimmer, Zwischen Tod und Lebensglück, Eine Untersuchung zur Anthropologie Kohelets, Berlin New York 1999